Von Hocken, Tee und Bildertäuschen

Anmerkungen zum Gemälde WV-Nr. 546:

Schortens, Hocken bei Feldhausen, 1960er, 70×50 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz (WV-Nr. 546)

Günther Hielscher aus Grafschaft erwarb bei Arthur Eden mehrere Werke. Noch vor seinem ersten Bilderkauf begegnete er Eden einmal beim Malen auf einem Feld und fragte ihn, was ein solches Bild kosten würde, da ihm die Arbeiten des Künstlers immer sehr gefielen. „Was meinen Sie?“, entgegnete Eden. Hielscher, der keine genaue Vorstellung hatte, dachte zunächst an 100 bis 150 D-Mark. Schließlich ging er jedoch höher heran und antwortete etwas zögerlich: „400 bis 500 D-Mark?“ Eden erwiderte, dass dieser Betrag gar nicht schlecht liege, und berichtete, dass jemand neulich nur 150 D-Mark geschätzt habe – was beinahe einer Beleidigung gleichgekommen sei. Daraufhin atmete Günther Hielscher erleichtert auf.

Später besuchte Hielscher häufiger die Edens in Sillenstede und erwarb 1974 sein erstes Ölbild: das hier besprochene Werk „Hocken bei Feldhausen“.

Bei einem Besuch im Hause Eden durfte der ostfriesische Tee natürlich nicht fehlen – stets auf traditionelle Art serviert: ein großes Stück Kluntje wurde in die Tasse gelegt, auf das der heiße Tee gegossen wurde, wobei der Kluntje charakteristisch knisterte. Anschließend wurde mit einem Sahnelöffel etwas Sahne vorsichtig am Tassenrand eingelassen.

Das Gemälde „Hocken bei Feldhausen“ erzählt die faszinierende Geschichte seiner Entstehung. In den frühen 1970er-Jahren entdeckte Eden ein wunderschönes Hockenfeld am Birkenweg zwischen Grafschaft und Moorhausen, das ihn sofort inspirierte. Als er jedoch am nächsten Tag mit seinen Malutensilien zurückkehrte, war das Korn bereits geerntet, und das Motiv existierte nicht mehr. Um seine Vision dennoch umsetzen zu können, sprach Eden mit den Eigentümern des Feldes, die ihm freundlicherweise halfen: Sie brachten die Hocken zurück aufs Feld, sodass Eden sein Bild malen konnte. Nachdem das Werk fertiggestellt war, wurde das Korn am Nachmittag erneut eingeholt. Diese Geschichte zeigt nicht nur die Hingabe des Künstlers, sondern auch die enge Verbindung zwischen Eden und seinen Mitmenschen.

Offenbar bedeutete dieses Bild Arthur Eden, ebenso wie Günther Hielscher, sehr viel. Denn eines Tages äußerte der Künstler den Wunsch, es zurückzubekommen. Eden besuchte gemeinsam mit seiner Frau Harmina die Hielschers in Grafschaft, um beim Tee – selbstverständlich auf ostfriesische Art – seinen Vorschlag zu unterbreiten: Er wollte das Bild gegen ein anderes Werk tauschen. Hielscher entgegnete schmunzelnd: „Wenn du das Bild zurückhaben möchtest, zeugt das ja nur von meinem guten Kunstgeschmack.“ Eden war sogar bereit, zwei Bilder für die „Hocken“ zu tauschen, doch das Gemälde blieb bis heute im Familienbesitz.

Autor: Andreas Grundei