Anmerkungen zum Gemälde WV-Nr. 568:

Schmiedemeister Karl Graalmann, 1961, 60,5 x 54,5 cm, Öl auf Leinwand, Besitz Landkreis Friesland (WV-Nr. 568)
Der Schmiedemeister Karl Graalmann wurde 1885 als erstes Kind des Schmiedemeisters Martin Graalmann in Carolinensiel geboren. Karl hatte fünf Brüder und zwei Schwestern. Neben ihm erlernten drei Brüder das Schmiedehandwerk, während zwei Brüder den Beruf des Stellmachers ausübten, darunter sein Bruder Hermann, mit dem er später in Sillenstede zusammenarbeitete. Nachdem Karl Graalmann im elterlichen Betrieb den Beruf des Schmieds erlernt hatte, legte er 1909 die Meisterprüfung in Aurich ab. Im Mai 1913 zog er mit seiner Familie nach Sillenstede, wo er für 15.000 Mark die leerstehende Schmiede der Familie Popken erwarb.
In direkter Nachbarschaft eröffnete sein Bruder Hermann eine Stellmacherei. Beide Brüder verfügten über fundierte Kenntnisse im Wagenbau, insbesondere in der Herstellung von Kutschen, Wagen und landwirtschaftlichen Geräten. Um 1925 trat der Nachbar Theodor Pekol an sie heran, der einen Omnibus mit 53 Sitzplätzen konstruiert hatte. Mit dem Know-how der Graalmanns wurde in Sillenstede ein erster Bus hergestellt. Ab Mai 1927 betrieb Pekol den ersten Linienverkehr im Bereich Friedeburg – Wittmund – Carolinensiel, und ab Dezember desselben Jahres wurden Linien im Jeverland eingeführt, die unter anderem Horumersiel, Nebenkrug und Reepsholt einschlossen.
1935 stellte Karl Graalmann der Raiffeisen-Bank einen Raum in seinem Wohnhaus für Bankgeschäfte zur Verfügung. Später verkaufte er ein Stück seines Gartenlandes an die Bank, die dort ein Gebäude errichtete. Dieses Haus wird heute als Gaststätte „Kiebitznüst“ genutzt, nachdem die Bank zunächst in einen Neubau umzog und später ihre Filiale in Sillenstede ganz aufgab.
Im Hause Graalmann wohnten auch Soldaten, einer hieß Max Schmeling und war der Vater des späteren Boxweltmeisters Max Schmeling aus Hamburg, wie Martin Graalmann erinnert: „Wenn Schmelings Frau zuweilen zu Besuch kam, brachte sie ihre Kinder Max und Edith mit. Max nahm mich auf die Schulter und sprang mit mir durch den Garten.“
1959 feierte Karl Graalmann sein 50. Meisterjubiläum im Alter von 75 Jahren. Bis kurz vor seinem 80. Lebensjahr arbeitete er täglich in seiner Schmiede, bevor er sich endgültig zur Ruhe setzte. 1961 porträtierte ihn sein Freund Arthur Eden bei der Arbeit in der Schmiede. Graalmann, durch die langwierige Malerei etwas genervt, fragte Eden: „Wie lange düürt dat denn noch?“ Arthur Eden betitelte das Gemälde fälschlicherweise mit einem Schreibfehler, da er den Nachnamen Graalmann mit einem „h“ als „Grahlmann“ schrieb.
Der auf dem Gemälde dargestellte Schmiedeofen blieb bis 2015 in seiner ursprünglichen Form erhalten. Ebenso bewahrte die Familie den auf dem Gemälde abgebildeten Amboss auf.
Autor: Andreas Grundei
Quellenangaben:
Wolken, Doris, 2001, Handwerk, Handel und Gewerbe aus dem Kirchspiel Sillenstede Band 4, Heiber Druck & Verlag, Seite 56/57
Graalmann, Martin, Dorfbilder aus Alt-Sillenstede Teil 1, Beilage des Jeverschen Wochenblatts vom 30.07.1988