Die Kirche in Sillenstede

Anmerkungen zum Ölgemälde WV-Nr. 1653:


Die Kirche in Sillenstede, 1964, 72,5×58,5 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz (WV-Nr. 1624)

Arthur Eden malte die Sillensteder St.-Florian-Kirche bereits als junger Künstler, lag sie doch in seiner direkten Nachbarschaft gegenüber der Dicktonnenstraße. Es entstanden mehrere Gemälde der südlichen und westlichen Ansicht der Kirche. Ebenfalls sind von ihm Kohlezeichnungen der östlichen Ansicht mit der Apsis bekannt, die im Werkverzeichnis dokumentiert sind.

Glockenturm Sillenstede mit Haus Conring (WV-Nr. 731)

An die Entstehung dieses Gemäldes erinnert Frau S. Dümmermann: „Mein Vater Dr. Adalbert Sladek und meine Mutter Friederike waren Flüchtlinge. Der Sillenstederin Karla Blohm aus der Mühlenstraße haben meine Eltern in dieser Zeit sehr viel zu verdanken. Über Karla Blohm lernten meine Eltern auch Arthur Eden kennen. Nachdem wir 1953 Sillenstede verließen, kamen wir fast jedes Jahr im Sommer zurück und wohnten immer bei Karla Blohm. Da mein Vater ein begeisterter Hobbymaler war, und meine Großmutter, Anna Sladek, unter dem Glockenturm beerdigt war, bot Arthur ihm an, ein Gemälde der letzten Ruhestätte meiner Großmutter zu malen und fertigte dieses Bild 1964 als Geschenk für meinen Vater an. Ursprünglich wollte Arthur, dass sich meine Mutter Friederike auf die Friedhofsmauer setzt, damit sie ebenfalls verewigt wird. Das lehnte meine Mutter, die eine sehr humorvolle Frau war, ab, da sie sich noch nicht „auf dem Friedhof“ sah„.

Die im 12. Jahrhundert auf einer hohen Warft erbaute Granitquaderkirche ist für eine Dorfkirche sehr groß gestaltet; mit 44 Metern Länge ist sie sogar die größte in Friesland. Nach einer Beschädigung im Zuge einer Fehde wurde sie 1233 erneut geweiht. Die zum Bau eingesetzten Granitquader sind beschlagene Findlinge und stammen aus den Gletschern der Eiszeiten. Die zweischalige Mauerung mit einer Breite von circa 1,40 Meter, wurde in den Zwischenräumen mit Steinabfällen und Muschelkalk aufgefüllt.

Schrägluftbild Kirche Sillenstede, um 1960

Der Betrachter blickt zudem auf den südlich zur Kirche liegenden Glockenturm. Dieser steht frei und wurde wahrscheinlich mit Materialien eines Vorgängerbaus der Kirche gebaut. Auch der Oldenburger Maler Prof. Bernhard Winter (1871 – 1964) fertigte in Sillenstede Ölgemälde im Inneren des Glockenturms und in der Kirche an.

Auf Edens Gemälde erscheint die heute noch erhaltene Thuja-Hecke an der Friedhofsmauer recht frisch angepflanzt. Der Verlauf des Georg-Albers-Weges änderte sich allerdings im Jahre 1995. Die Kurve des Weges in der unteren rechten Ecke des Gemäldes verläuft heute weiter von der Friedhofsmauer entfernt. Die dadurch freigewordene Fläche wurde mit Erde aufgefüllt, um den Höhenunterschied zum südlichen Friedhof-Zugang auszugleichen, der entstanden war, als die Mauer für einen Durchgang aufgebrochen wurde. Insofern befinden sich von der Friedhofsmauer auf dem Gemälde mehr Reihen Klinker in der Sicht und lassen die Mauer höher erscheinen (vergleiche auch hierzu Punkt 16 der Serie Gestern und heute ).

Eine Schrägluftbild aus der Zeit um 1960 zeigt die Kirche aus südwestlicher Perspektive. Dort ist ebenfalls das auf dem Gemälde dargestellte Haus Conring rechts des Glockenturms zu erkennen, welches später abgebrochen wurde. Vergleiche hierzu auch das Gemälde WV-Nr. 731.

Autor: Andreas Grundei