Das Portrait von Fräulein Maria

Anmerkungen zum Ölgemälde WV-Nr. 1624:


Fräulein Maria von Jever, 1954, 17,7×36,2 cm, Öl auf Leinwand, Privatbesitz (WV-Nr. 1624)

Über ein Portrait der ganz besonderen Art berichtete die Nordwest-Zeitung am 5. Februar 1954 unter der Überschrift „Kunst im Dienste der Heimat“.

Den Anlass dieses Artikels bildete ein neues Portrait von Fräulein Maria von Jever, die von 1500 bis 1575 lebte und das Jeverland regierte. Unter ihr erhielt Jever im Jahre 1536 seine Stadtrechte. Der Rat der Stadt Jever hatte den Kunstmaler Arthur Eden Ende 1953 beauftragt, eine Kopie des Portraits der einstigen Regentin anzufertigen.

Die Nordwest-Zeitung schrieb nach Vorstellung des fertigen Portraits:
„Es handelte sich gewiß um eine sehr ehrenvolle Aufgabe, doch die Schwierigkeiten der Durchführung sich auch nicht zu verkennen. Wenn es Arthur Eden gelang, seiner Aufgabe gerecht zu werden, so stellt auch diese Arbeit dem Können des Künstlers wieder das beste Zeugnis aus. […] Wir sehen auf dem Bild eine Frau dargestellt, die viel von dem ausstrahlt, was die Nachwelt Fräulein Maria an Klugheit, Güte und Entschlossenheit nachrühmt. Arthur Eden tat daher gut daran, dass er sich an diese Darstellung anlehnte. Und wenn es auch eine Kopie sein sollte und in dieser Hinsicht alle Wünsche erfüllt sind, so ist an der Arbeit die eigene „Handschrift“ Arthur Edens doch zu erkennen. Das ist gewiß auch gut so. Aus seiner Kenntnis der Heimatgeschichte und des Lebensweges Fräulein Marias scheint er mit einem behutsam geführten Pinsel noch manche Wesenszüge zum Ausdruck gebracht zu haben, die „uns gnädig Frollein“ eigen waren. Die Heimatfreunde würde es daher gewiß begrüßen, wenn das Bild vor der Übergabe noch für kurze Zeit der allgemeinen Besichtigung zugänglich gemacht werden könnte.“

Nachdem das Portrait seit seiner Übergabe verschollen blieb, tauchte es bei einer Haushaltsauflösung im Jahre 2024 in Wilhelmshaven wieder auf, sodass es nun möglich ist, Edens Werk mit dem wohlwollenden Zeitungsartikel aus dem Jahre 1954 abzugleichen.

Als Vorlage diente Eden möglicherweise die von Prof. Bernhard Winter im Jahre 1931 erstellte Kopie eines älteren Bildnisses von Fräulein Maria, das aus dem 17. Jahrhundert stammt. Dieses trägt den Zusatz „aetatis suae 1572“, mit dem das Alter der dargestellten Person zum Zeitpunkt der Entstehung bezeichnet wird. Allerdings erscheint Fräulein Maria auf Winters Kopie wesentlich jünger. Es wäre zudem korrekt gewesen „aetatis suae 72“ zu schreiben, da nicht davon auszugehen ist, dass man das Geburtsjahr von Fräulein Maria kennt, um das Alter zu errechnen.

Es kann weiterhin festgestellt werden, dass sich Arthur Eden bei seiner Nachbildung für ein Brustbild der Größe 18 mal 36 Zentimeter entschied, während das ursprüngliche Portrait aus dem 17. Jahrhundert, als auch Winters Kopie, einen größeren Ausschnitt als auch die Hände der Regentin zeigen. Eden verzichtete bei seinem Bild auf den Begriff „aetatis suae 1572“, orientierte sich jedoch von den Farben nah an Winters Kopie. Es ist allerdings auch möglich, dass Eden seitens des Stadtrats Vorgaben betreffend der Maße, des Ausschnittes und der Ausführung erhielt.

Das Portrait wurde mit einem sehr schweren und aufwendigen Barock-Rahmen versehen; Holz und Gips dienten als Materialien. Es ist anzunehmen, dass dieser Rahmen bereits existierte und das Portrait passend angefertigt wurde.

Unterhalb des Portraits ist mittig ein Gemäldeschild mit der Aufschrift „Fräulein Maria Erbherrin zu Jever 1500 – 1575“ mit vier Nägeln angebracht.
Die Außenmaße des 4250 Gramm (!) schweren Rahmens betragen zwischen den Spitzen 49 mal 62 Zentimeter. Somit erscheint das kleine Bild doch recht imposant. Rückseitig sind unten in der Mitte die eingeritzten Initialen „SJ“ des Rahmenmachers erkennbar. Auf der Rückseite der Leinwand ist mit Ölfarbe die Signatur „Kopie von Eden-Sillenstede n. Kopie v. Prof. B. Winter“ von Eden aufgebracht worden – vorderseitig ist das Portrait unsigniert.

Mit dem ausgewählten Rahmen erscheint die Nachbildung des Portraits aus der Zeit des Barocks stammend. Wem dieses Portrait nach Fertigstellung übergeben wurde, ist künftig noch zu erforschen.

Autor: Andreas Grundei

Quellenangabe: Wille, Heinrich (1954): „Kunst im Dienste der Heimat“. In: „Nordwest-Zeitung“ vom 05.02.1954.