Auf der Reeperbahn

Anmerkungen zum Gemälde WV-Nr. 1118:

Varel, Seilerei Heinrich Steinhoff, 1949, 62×50,5 cm, Besitz Kreishandwerkerschaft Jade Jever (WV-Nr. 1118)

Arthur Eden malte im Jahr 1949 den Seilermeister Heinrich Steinhoff bei der Arbeit auf seiner Seilerbahn in der Haferkampstraße in Varel. Steinhoff war der letzte Seilermeister des Kreises Friesland. Die Seilerei bestand seit dem 17. Jahrhundert und wurde ab 1890 von Heinrich Steinhoff gepachtet. Der 1859 in Oldenburg geborene Seilermeister führte die Seilerei bis ins hohe Alter und verstarb 1950 im Alter von 91 Jahren.

Seine Ausbildung absolvierte Steinhoff in der Seilerei von Julius Berger am Damm in Oldenburg. Anschließend begab er sich auf Wanderschaft, die ihn durch Thüringen, Sachsen, Franken und Westfalen führte. Schließlich zog es ihn nach Hamburg, das aufgrund der Schifffahrt zahlreiche Seilereien und Reeperbahnen beherbergte. In Finkenwerder hielt er sich über zwei Jahre auf. Nach seiner Rückkehr nach Oldenburg lernte er seine spätere Ehefrau Friederike kennen. Im Jahr 1890 pachtete er die Seilerei in Varel, die von seinem Vorgänger aus Altersgründen aufgegeben worden war.

Die Seiler, oft als „kleinere Brüder“ der Reepschläger bezeichnet, spannten eine Vielzahl einzelner Fäden über die Länge der Seiler- bzw. Reeperbahn und verdrillten oder verflochten diese zu dicken Tauen. Da diese Taue oft eine erhebliche Länge hatten, erreichten die Reeperbahnen Längen von bis zu 400 Metern. Im Hamburger Stadtteil St. Pauli befindet sich die berühmteste Reeperbahn, die nach den dort einst tätigen Reepschlägern benannt wurde.

Das Gemälde von Heinrich Steinhoff befand sich zunächst in seinem Besitz und ging später an seinen Sohn, Dr. jur. Karl Steinhoff (1893–1996), über, der als erster Oberkreisdirektor des Kreises Friesland tätig war. Auch Dr. Karl Steinhoff wurde von Arthur Eden in Öl porträtiert. Das Bildnis seines Vaters übergab Dr. Steinhoff der Kreishandwerkerschaft in Jever.

Autor: Andreas Grundei